Unsere 10 Tipps für das Gallery Weekend Berlin 2019

Vom 26. bis 28. April findet in Berlin die 15. Ausgabe des jährlichen Gallery Weekends statt. 45 Galerien präsentieren etablierte und aufstrebende künstlerische Positionen. Zusätzlich öffnen auch einige Kunstsammlungen ihre Türen. Hier unsere 10 Tipps für das Kunstwochenende.

JR, ADRIEN PIPER UND RAY JOHNSON IM SALON FRIEDER BURDA

Mit seiner neuen Ausstellung führt der Salon Berlin des Museum Frieder Burda drei künstlerische Positionen unterschiedlicher Generationen, Herkunft und Strategien zusammen, die alle eines im Fokus haben: Den Appell an den Betrachter, als Akteur im Sinne des Kunstwerks „mitzumachen“ und dieses damit seinem eigentlichen Zweck zuzuführen. Erst der „Pakt“ zwischen Künstler und Rezipient vollendet das auch nicht selten ephemere Kunstwerk in seiner eigentlichen Intention.

Ray Johnson, Adrian Piper und JR: Bei allen drei Künstler*Innen avanciert das Interagieren im Zeichen der Kunst zu einem Modell für soziale Interaktion und engagierte Teilhabe. So entsteht Kunst, die das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer globalen Gemeinschaft und ein friedliches Miteinander über die Unterschiede in Sprache, Religion und Ideologie hinaus zu etablieren versucht. Während der „Vater der Mail-Art“ Ray Johnson (*1927, Detroit – 1995, New York) mit seinen Collagen die Geste der Kommunikation und Interaktion zu seinem Stilmittel erhebt, spiegelt das Werk der Konzeptkünstlerin Adrian Piper (*1948, New York) in seiner Diversität ein offenes Verständnis von Kunst wider, das das Persönliche mit dem Politischen verbindet. Für den Multimedia-Künstler JR (*1983, Paris) wird währenddessen der Stadtraum zur Leinwand für seine großflächigen schwarz-weiß Collagen, um dort die partizipativen Kräfte der Bewohner zu aktivieren. Allen drei geht es um die Aufhebung der klassischen Grenzen des Kunstwerks, um die Verbindung von Kunst und Leben, um das Auflösen eines elitären Kunstbegriffs.

Ein besonderes Highlight wird zudem die Präsentation des von JR 2011 ins Leben gerufenen, partizipativen Kunstprojekt INSIDE OUT sein, das Menschen aktiv auffordert, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen und für Veränderung einzutreten. Hierfür reist JRs INSIDE OUT -Truck, der eine eingebaute Fotokabine und Drucker enthält, während des Gallery Weekends nach Berlin und wird am 25.4., 26.4., und 27.4. an geheimen Orten, die erst am Tag selbst über Salon Frieden Burda Berlins Facebook und Instagram- Kanäle bekannt gegeben werden, in der Hauptstadt präsent sein. Mit diesem Truck war JR bereits 2017 zusammen mit der Filmemacherin Agnès Varda an unterschiedlichsten Orten in ganz Frankreich unterwegs, um Menschen zu fotografieren. Der aus dieser Reise entstandene Dokumentarfilm „Augenblicke: Gesichter einer Reise“ wurde 2018 für einen Oscar nominiert.

Laufzeit: 25. April bis 5. August 2019 Eröffnung: 24. April 2019, 19 – 21 Uhr Öffnungszeiten: Während des Gallery Weekends 11 bis 19 Uhr Adresse: Museum Frieder Burda I Salon Berlin,  Auguststraße 11–13, 10117 Berlin, Telefon +49.30. 24 04 74 04, www.museum-frieder-burda.de

MATTHIAS WEISCHER UND CAMILLE HENROT – KÖNIG GALERIE

JEPPE HEIN BEI „JOHANN KÖNIG“

Camille Henrot, video still, Tuesday, 2017, Courtesy kamel mennour, Paris/London; König Galerie, Berlin; Metro Pictures, New York

Im Hauptschiff von St. Agnes zeigt die König Galerie 16 neue großformatige Malereien von Matthias Weischer. Darauf sind menschenleere Interieurs zu sehen, die durch ihre Tapete und ihr spezifisches Mobiliar auffallen. Weischer malt die Räume so, dass der Betrachter das künstlerische Material, Leinwand und Farbe deutlich erkennen kann.

Im Film „Tuesday“ von Camille Henrot, der in der Kapelle von St. Agnes gezeigt wird, erkundet die Künstlerin Regime von Dominanz und Unterwerfung. Nahezu vollständig in Slow Motion gedreht, verbindet der Film Bilmaterial von Pferderennen mit Szenen von Barsilianischen Jiu-Jitsu-Kämpfern.

Speziell zum Gallery Weekend ist auch in den Räumen der Galerie in der Dessauer Straße, bei „Johann König“ eine Ausstellung zu sehen: Jeppe Hein I Behind Hein lädt zwei Tage lang ein zu einem Blick hinter die Kulissen seiner Kunstproduktion, indem er sein Recherche Studio ausstellt. Die Ausstellungsbesucher erhalten so einen exklusiven Einblick in seine Kunst. zu sehen sind alte und neue Arbeiten, Prototypen und Modelle.

Laufzeit: Matthias Weischer, 27. April bis 26. Mai 2019, Hauptschiff St. Agnes, Camille Henrot: 27. April bis 26. Mai 2019, Kapelle St. Agnes, Jeppe Hein I Behind Hein, 27. bis 28. April 2019, „Johann König“, Dessauer Straße 6-7 Eröffnung jeweils: 26. April, 18 bis 21 UhrÖffnungszeiten: Während des Gallery Weekends 11 bis 19 Uhr Adresse: König Galerie, St. Agnes, Alexandrinenstr. 118–121, 10969 Berlin, Telefon + 49.30.261 030 80, www.koeniggalerie.com

ELIZABETH JAGGER, „BRINE“ – GALERIE KLEMM’S

Fish, 2018, glass and copper sculptures on steel structure, various sizes Courtesy of the artist und Galerie KLEMM’S

Empty, rotting, dead, hollow… – in ihrer neuen Skulpturenserie erforscht Elizabeth Jaeger fast archäologisch das tote wie das lebendige Wesen der Dinge. In ihrer ersten Einzelausstellung bei KLEMM’s präsentiert die Künstlerin fragile, Vasen-ähnliche Glasfische im Galerieraum in einer raumgreifenden Installation. Dunkle Stahlkonstruktionen lassen die aalglatten, semi-transparenten Glaskreaturen über dem Boden schweben, ihr scharfes Kupfer-Gebiss entblößt – ein erschreckender Schrei nach Luft? Der Titel der Ausstellung wirkt fast klimatisch auf die Raumatmosphäre: Brine, Salzlake, als Substanz zur Konservierung, zum Schockgefrieren, aber auch als Nebenprodukt industrieller Fertigungsprozesse. Der Boden gleicht einem steinigen Ufer, mit farbigen Kieselsteinen übersät und dient als Fundstätte, als site, die Teile der negativen Keramikformen birgt – materielle Fragmente, ja Artefakte der Werkgenese.

Unbehaglich, ja befremdlich klemmen die schlaffen, glänzenden Fischkörper in ihren kalten Stahlträgern. Der Galerieraum wird zum verlassenen Zufluchtsort, die zerbrechlichen, mutierten Tierobjekte zum Inbegriff von Ermattung und Eskapismus – der Hohlkörper als gesellschaftliches Statement.

Laufzeit: 27. April bis 8. Juni 2019 Eröffnung: 26. April, 18 – 21 Uhr Öffnungszeiten: Während des Gallery Weekends 11 bis 19 Uhr Adresse: KLEMM’s, Prinzessinenstraße 29, 10969 Berlin, Telefon +49.30.40 50 49 53, www.KLEMMS-BERLIN.com

JULIAN CHARRIÈRE „SILENT WORLD“ – GALERIE DITTRICH & SCHLECHTRIEM

Julian Charrière, As We Used to Float – USS Saratoga penetration 01 
© Julian Charrière; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany; Courtesy DITTRICH & SCHLECHTRIEM, Berlin

In der vierten Einzelausstellung von JULIAN CHARRIÈRE bei Dittrich & Schlechtriem präsentiert die Galerie die Ausstellung SILENT WORLD. Der schweizerisch-französische Künstler Julian Charrière (geb. Morges, Schweiz, 1987), der in Berlin lebt und arbeitet, schafft Werke, die Brücken zwischen Umweltwissenschaft und Kulturgeschichte schlagen. Seine Performances, Skulpturen, Fotografien und Videos umfassenden Projekte entste- hen oft aus Feldforschungen an entlegenen Schauplätzen mit besonderen geophysikalischen Profilen wie Vulkanen, Eisfeldern und radioaktiv verseuchten Orten. 

SILENTWORLD widmet sich der Unterwasserwelt als einem Reich der Träume: einem Raum, der in unserem Imaginären gerade deshalb einen herausgehobenen Platz einnimmt, weil er so fremdartig und nur schemenhaft erkennbar ist. Mittels Fotografie und Video inszeniert die Ausstellung Begegnun-gen zwischen den Umrissen menschlicher Körper und ihrer augenfälligen Auflösung. Mehrere Bilder zeigen Freitaucher in einer Cenote, einer mit Wasser gefüllten Höhle in Mexiko, in dem Moment, in dem sie eine sogenannte Chemokline durchdringen; ihre Körper verschwinden zur Hälfte in einer Suppe von Schwefelbakterien. In den Aufnahmen wird ein ikonografisches Unbewusstes wach, das den Tauchgang in einen wahrhaften Höllenschlund zu einem höchst an- spielungsreichen Abenteuer werden lässt. Gleichzeitig ist die Welt, die sie zeigen, lautlos, denn über sie zu sprechen übersteigt das Vermögen jedes einzelnen Zeugen. 

Laufzeit: 26. April bis 29. JUN, 2019 Eröffnung: 26. April 18 – 21 Uhr Öffnungszeiten: Während des Gallery Weekends 11 bis 19 Uhr Adresse: Linienstraße 23, 10178 Berlin, Telefon +49.30.24 34 24 62, www.dittrich-schlechtriem.com

RAPHAELA VOGEL – BQ GALERIE

Raphaela Vogel: Videostill aus „Music lost it’s Time“, 2019, Video, Ton, 19:59 Min., Courtesy BQ, Berlin und
Raphaela Vogel

Raphaela Vogel entwirft ein engmaschiges Labyrinth der Angst, das gleichermassen Rückblende und düstere Vision ist. Über drei Räume hinweg vernetzt sie Soundcollage, Skulptur, Video und Malerei zu einer surrealen Odyssee, die die dunklen Seiten des Karrieretraums erkundet.

Die meist gefürchtete unter ihren Artgenossen, die Vogelspinne, nimmt uns zwischen acht kühle Tentakel und ihrem arachniden Bildkörper gefangen. Hypnotisiert von spiralförmigen Wirbeln und eingelullt durch die sanfte Vibration eines Freischwingers werden wir Zeuge, wie Vogel die eigene Retrospektive durch die Schiffsschraube treibt – bis davon nur noch Schnipsel und Fetzen übrig sind. Kreation und Regression im designten Wohnzimmer, begleitet von sirenenartigen Klängen.

Eine hochpotente Gebärmaschinerie, bestehend aus den martialischen Versatzstücken einer unermüdlichen Erlebnis- und Performancekultur, attackiert uns von allen Seiten mit weiblichen Rollenzuschreibungen. In der klaustrophobischen Arena kämpft das Mutterschiff bis zum K.O..

Die Künstlerin konfrontiert nicht nur sich selbst, sondern auch den Kunstbetrieb mit eingefleischten Phobien: die Angst vor dem Selbstverlust und Erschöpfungszustand angesichts einer sich stetig drehenden Produktionsspirale und der Vielzahl an gesellschaftlichen Erwartungen an eine Künstlerin.

Laufzeit: 27. April bis 06. Juli 2019 Eröffnung: 26. April 18-21 Uhr Öffnungszeiten: Während des Gallery Weekends 11 bis 19 Uhr Adresse: Weydingerstraße 10, 10178 Berlin, Telefon +49.30. 23 45 73 16, www.bqberlin.de 

GUIDO VAN DER WERVE – FLUENTUM

Fluentum (exterior), 2019 Photo: Moritz Hirsch Courtesy of Fluentum, Berlin

Zum ersten Mal macht Fluentum seine Sammlungsräume der Öffentlichkeit zugänglich und präsentiert sechs Werke des niederländischen Künstlers Guido van der Werve in seiner ersten großen Einzelausstellung in Deutschland. Auf gefrorenem Wasser vor einem Eisbrecher spazieren gehen, einen 1.000-Meilen-Triathlon von Warschau nach Paris unternehmen oder vierundzwanzig Stunden lang am Nordpol stehen – die Filme von Guido van der Werve werden oft von schierer körperlicher Ausdauer getrieben. Doch gleichzeitig – und nicht ohne eine gute Portion trockenen Humors vermitteln sie eindrucksvolle und klare Bilder für existentielle und universelle Gefühle: Sehnsucht, Melancholie, Isolation, die Schwierigkeiten des Lebens. Van der Werve, ein klassisch ausgebildeter Musiker ebenso wie ein leidenschaftlicher Sportler, ist immer der Hauptdarsteller seiner aufwendig komponierten Filme und schreibt oft eigene Partituren. Die Eröffnungsausstellung bei Fluentum zeigt das Werk des Künstlers mit einer Auswahl von sechs Werken aus seiner Serie Numbers.  

Fluentum ist eine Plattform für die Produktion, Sammlung und Präsentation zeitgenössischer Kunst mit einem starken Fokus auf zeitbasierten Medien, wie Film und Video. Sie wurde 2010 vom Berliner Software-Unternehmer Markus Hannebauer (geb. 1976) ins Leben gerufen. Momentan umfasst die Sammlung Arbeiten von Omer Fast, Hito Steyerl, William Kentridge, Douglas Gordon, Katarina Zdjelar, Hiwa K, und anderen. Die Räume von Fluentum befinden sich im früheren Hauptgebäude einer 1936–38 für die Luftwaffe errichteten Militäranlage, die von 1945 bis 1994 als Hauptquartier der U.S. Army diente und Zentrale der Berliner Luftbrücke war. Das historische Gebäude an der Clayallee wurde in den letzten drei Jahren vom Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton aufwendig für die Nutzung als Ausstellungs- und Privatraum umgestaltet, so dass sieben Bereiche mit insgesamt über 600 Quadratmetern Fläche für Ausstellungen und Künstlergespräche genutzt werden können.

Laufzeit: 25. April bis 22. Juni 2019 Öffnungszeiten: Donnerstag, 25. bis Sonntag, 28. April 2019, 11-18 Uhr Adresse: Clayallee 174, 14195 Berlin; www.fluentum.org 

MARTIN EDER – GALERIE EIGEN & ART

Martin Eder: „Dystopia“, Courtesy Martin Eder und Eigen & Art

Ölteppiche und Plastikmeere, Giftgasbomben und Luftangriffe, Datendiebstahl und Überwachung – die Welt geht unter und wir schauen zu. Die Zukunft? Ein düsteres Szenario. In dieser dystopischen Gesamtstimmung setzt Martin Eders neue Serie von Gemälden an. Als Gegenentwurf zum optimistischen, wenn auch realitätsfernen Nicht-Ort der Utopie ist seine Dystopie längst eingetreten, still und subversiv hat sie seine Bildwelt eingenommen. Das Düstere zeigt sich nicht als schwarze Apokalypse, nicht als Zerstörung oder Fegefeuer, sondern verbirgt sich im violetten Himmel, in Neonröhren und Ruinen aus Beton, in Autowracks statt toter Natur.
Aus Stilmitteln und Motiven dystopischer Fiktion – ob Orwells 1984 oder Matrix – schafft Martin Eder ein Gefühl, ein Licht, in das er seine Bilder taucht. Es changiert zwischen Isolation und Repression, zwischen unbefriedigten Hoffnungen und Frustration, Vereinzelung und Zerfall. Doch wo der Titel Szenen der Grausamkeit, von Hässlichkeit und Hass erwarten lässt, erscheint das Schöne im Untergang, ein kurzer Blitz aus der trüben Oberfläche, die Blumen des Bösen.

In dieser Dystopie sind Martin Eders Protagonistinnen ausgesetzt, vereinsamt und allein in einer undurchlässigen Umgebung. Nicht kampflos haben sie sich ihrem Schicksal ergeben, doch am Ende fehlt die Kraft zur Rebellion. An der Schwelle zwischen dem Jetzt und einer imaginierten Traumwelt dämmern sie dahin, abwesend, inszeniert, teilnahmslose Requisiten eines Fashion- Shoots. Gescheitert an den eigenen Ambitionen, wie die Betongebäude, in denen sie sich bewegen.

(Textauszug von Leonie Pfennig)

Laufzeit: 26. April bis 1. Juni 2019 Eröffnung: 26. April 18-21 Uhr Öffnungszeiten: Während des Gallery Weekends 11 bis 19 Uhr Adresse: Auguststraße 26, 10117 Berlin, Telefon +49.30.28 06 605, www.eigen-art.com

FABIAN KNECHT – GALERIE ALEXANDER LEVY

Fabian Knecht: Mauer auf Eis, 2019 Fine art inkjet print, 235 x 162 cm

Fabian Knecht formuliert in seiner neuen Ausstellung in der Galerie Alexander Levy Momente des Bruchs. Dieses Thema zieht sich durch Knechts gesamtes Werk und wird nun explizit in den Vordergrund gestellt und fokussiert behandelt.

Die Fotografie Grundmauer zeigt eine performative Installation, für die Fabian Knecht eine Mauer auf der zugefrorenen Ostsee errichtete. Sie wird einbrechen, wodurch deren Aufbau ad absurdum geführt ist. Knecht spielt mit der Unausweichlichkeit des Einbruchs und reizt sie durch ein offensichtliches Denkbild aus: ein Fremdkörper, eine robuste Backsteinmauer steht auf dem fragilen, glasig-blauen Eis des weiten Meeres, das nach und nach schmilzt.

Parallel werden Fotografien einer blühenden Steppenlandschaft präsentiert. Erst bei genauerem Hinsehen ist eine Unregelmäßigkeit zu erkennen: Ein schwarzes Dreieck unterbricht die Erde der Steppe und zeugt von einem Eingriff des Künstlers in die Natur. Für seine Arbeit Erdichtung reiste Fabian Knecht nach Arizona, um die reale Retuschierung eines Erdspaltes durchzuführen. Indem er den Riss – der mutmaßlich die Folge der dortigen Agrikultur ist – mit Holzplatten überdeckte und durch auf sie platzierte Gräser, Sträucher und Erde in das Landschaftsbild integrierte, bietet er dem Betrachter die Illusion einer (fast) perfekten Landschaftsaufnahme. Die Existenz der Erdspalte und ihre Gefahr bleibt jedoch real. Die Arbeit zeigt sich sowohl als physische als auch visuelle Falle, die bei sehr genauer Betrachtung identifiziert werden kann.

Wir leben in einer Zeit gewaltiger Umbrüche, die Veränderungen der Erde und der Gesellschaft mit sich ziehen. Die Ästhetisierung von Katastrophen unterliegt den Werken der Ausstellung und charakterisiert eine immanente Kunstkritik, die sich durch Knecht gesamtes Werk verfolgen lässt.

Laufzeit: 26. April bis 22. Juni 2019 Eröffnung: 26. April 18-21 Uhr Öffnungszeiten: Während des Gallery Weekends 11 bis 19 Uhr Adresse: Rudi-Dutschke-Str. 26, 10969 Berlin, Telefon +49.30.25 29 22 21, www.alexanderlevy.de

BERNAR VENET – BLAIN SOUTHERN

Continuous Curve, 2018 Courtesy: Archives Bernar Venet, New York Photo: Jerome Cavaliere 

Blain|Southern Berlin zeigt eine Übersichtsschau der Arbeiten des französischen Konzeptkünstlers Bernar Venet (geb. 1941, Château-Arnoux-Saint-Auban, Frankreich). Ausgestellt werden Venets Continuous CurveSerie, eine Weiterentwicklung der bekannten Indeterminate Line Skulpturen, von denen auch mehrere Arbeiten gezeigt werden, sowie dazugehörige Zeichnungen.

Drei große, freigestellte Indeterminate Line Skulpturen aus verschlungenem, gerolltem Stahl bespielen das Erdgeschoss der Galerie. Ihre Ordnung und Balance finden die Skulpturen in ihrem Gegengewicht aus den augenscheinlichen Verschlingungen, die zu einem scheinbar wilden Haufen zusammenfallend den Eingang versperren. Venet beschreibt diese Effondrement: Five Indeterminate Lines und die anderen Indeterminate Lines als „das Ergebnis von improvisierter, intuitiver und empirischer Arbeit. Diese Skulpturen erschaffen sich nicht selbst. Man muss ihre Entstehung erlebt haben, um zu verstehen wie schwer es ist, diese Stangen aus Vierkantstahl, mit ihrem 12cm Durchmesser, zu biegen. Nur dann versteht man die Gefahren, denen ich mich aussetze und die körperliche Anstrengung die ich aufbringen muss. Ich muss jedes Mal von Neuem improvisieren, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen“. 

Das Obergeschoss der Galerie ist Venets neuen Wandarbeiten gewidmet, die er Continuous Curve nennt. Wie auch die anderen Arbeiten der Ausstellung finden diese mit dem Schneidbrenner aus Stahlplatten geschnittenen Werke ihren Ursprung in dem persönlichen Interesse des Künstlers an der Mathematik. Mit ihren reduzierten aber beeindruckend einfachen Linien positionieren sie sich zwischen den skulpturalen Arbeiten und den Arbeiten auf Papier, die sich wiederrum auf Venets Continuous Curves, und Indeterminate Lines berufen.

1941 in Château-Arnoux-Saint-Auban in Südfrankreich geboren, wurde Bernar Venet in den späten 1960er Jahren in der New Yorker avant-garde Szene bekannt. Er war zusammen mit Künstlern wie On Kawara, Lawrence Weiner und Joseph Kosuth an einer radikalen neuen Idee einer Kunst unter Einbeziehung von Mathematik und wissenschaftlicher Sprache beteiligt.

Laufzeit: 26. April bis 22. Juni 2019 Eröffnung: 26. April 18-21 Uhr Öffnungszeiten: Während des Gallery Weekends 11 bis 19 Uhr Adresse: Blain|Southern, Potsdamer Straße 77-87, 10785 Berlin, Telefon +49.30.64 49 31 510, www.blainsouthern.com

PAPER POSITIONS – INTERNATIONAL ART FAIR FOR WORKS ON PAPER

Paper Positions Berlin 2018. Foto: Clara Wenzel-Theiler

2016 zunächst als Ausstellungsformat konzipiert und aufgrund des großen Erfolges als Kunstmesse ausgebaut, findet die 3. Ausgabe der Spezialmesse Paper Positions Berlin dieses Frühjahr vom 25.-28. April 2019 statt. Die junge und unkonventionelle Messe widmet sich den Besonderheiten, der Fragilität, aber auch der enormen Vielseitigkeit des Mediums Papier. Im historischen Lichthof des ehemaligen Telegraphenamtes, der heutigen Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom, werden parallel zum Gallery Weekend 48 Galerien aus 11 Ländern ein breites Spektrum an Kunstwerken präsentieren. Vertreten sind Galerien aus Deutschland, Südafrika, Polen, Österreich, Schweiz, Niederlande, Lettland, USA, Israel, Thailand und China.

Diese Vielfalt wird auch in der Werkauswahl deutlich: Es werden nicht nur Zeichnungen und Druckgrafiken präsentiert sondern auch Collagen, Autografen, Künstlerbücher, Reißbilder, kinetische Strukturbilder und Objekte aus Papier gezeigt.

Anliegen der paper positions ist es, das breite Spektrum dieses besonderen künstlerischen Segments widerzuspiegeln und internationale Entwicklungen und Tendenzen aufzuzeigen. Etablierte und ganz junge Galerien geben Einblick in eine äußerst kreative Kunstszene. Im Fokus stehen vor allem, aber nicht ausschließlich Positionen der modernen und zeitgenössischen Kunst.

Laufzeit: 25. bis 28. April 2019 Öffnungszeiten: Freitag, 26. April und Samstag, 27. April 13 – 20 Uhr, Sonntag, 28. April 11 bis 18 Uhr Adresse: Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz, Französische Straße 33a–c, 10117 Berlin Eintrittspreise: Tickets 12 Euro, ermäßigt 6 Euro, Eröffnung 6 Euro, www.paperpositions.com

Viel Spaß!