Artist Talk: „The Process of Becoming – zeitliche Dimensionen der Skulptur“ in der Galerie im Körnerpark

Ausstellungsansicht, Martin Erik Andersen (links): The Cloud, Anna Borgman: Conveyor Belt, Foto: Lena von Goedeke

Am Sonntag, den 29. September um 19 Uhr findet im Rahmen der Gruppenausstellung „The Process of Becoming – zeitliche Dimensionen der Skulptur“ ein Artist Talk statt. Moderiert wird der Talk von der Kunsthistorikerin und Kuratorin Sarah Maske. Die teilnehmenden Künstler*innen sind Anna Borgman, Andrea Winkler, Gloria Zein und Martin Erik Andersen.

Im Künstlergespräch zur Ausstellung sprechen die Kunsthistorikerin und Kuratorin Sarah Maske und die Künstler*innen Anna Borgman, Gloria Zein, Andrea Winkler und Martin Erik Andersen über den Skulpturbegriff und die Verortung der Skulptur in Zeit und Raum. Ausgangspunkt des Gesprächs ist das Konzept der „Konkretisierung“ des Mathematikers Alfred North Whitehead.

Die Ausstellung:In der Gruppenausstellung „The Process of Becoming – zeitliche Dimensionen der Skulptur“ („Der Prozess des Werdens“) thematisierenacht internationale  Künstler*innen das Medium Skulptur neu und  befassen sich mit der Frage, wann und wo der Werkprozess beginnt und wann und wo er endet. Sie fordern den klassischen Skulpturenbegriff heraus, indem sie den Prozess der Entstehung und der Betrachtung der Kunstwerke und das vermeintlich „Unfertige“ in den Mittelpunkt stellen. 

Die Künstler*innen arbeiten in ihren Werken unter anderem mit Stahl, Plastik, Video, auch mit dem menschlichen Körper- und vor allem mit der immateriellen Zeit. Denn: “Skulptur enthält immer auch eine zeitliche Dimension. Sie kann mehr oder weniger deutlich im einzelnen Werk sein. Skulptur ist  mit Bewegung verbunden und Bewegung kann nur im Zeitverlauf stattfinden“, so die beiden Kuratoren und gleichzeitig auch teilnehmenden Künstler Anna Borgman und Morten Stræde.

„Zeit“ als skulpturales Material wird in der Ausstellung in ganz vielfältiger Weise eingesetzt. Zum Beispiel durch Einbeziehung des menschlichen Körpers, wie bei den Videoarbeiten „New Human“ von Katja Bjørn. Hier experimentiert die Künstlerin mit der Symmetrie des menschlichen Körpers und zeigt in unterschiedlichen Perspektiven Video-Collagen eines Körpers, der aus einem männlichen und einer weiblichen Körperhälfte besteht. Die scheinbare Einheit des Körpers wird entlarvt durch die zeitversetzte Atmung, der Augen-Bewegungen und der Gliedmaßen der unterschiedlichen Körperhälften. Oder bei Heine Klausens Skulptur „I swear I hate you“, bei der während der gesamten Dauer der Ausstellungseröffnung zwei sich umarmende Männer auf einem Sockel stehen.

Bei Thomas Feuersteins Skulptur „PARLIAMENT“ wandern verschiedene Sorten von Schleimpilzen (Mycetozoa) auf der Suche nach Nahrung durch die Rohre einer Glas-Skulptur. In einem Nahrungsdepot in der Mitte des Behältnisses werden diese im Verlauf der Ausstellung aufeinander treffen. Was dann geschieht ist offen: Werden sich die einzelligen Lebewesen dort vereinen oder getrennt voneinander weiter wachsen?

Eine Skulptur, die sich jeden Tag neu erschafft, zeigt Morten Stræde unter dem Titel „The Play“: Aus einer Anhäufung von gesammelten Gegenständen, die auf andere Zeiten außerhalb der gegenwärtigen Skulptur verweisen, lässt der Künstler täglich per Zufallsgenerator ermitteln, welche Versatzstücke der Skulptur an diesem Tag von den Mitarbeitern der Galerie neu arrangiert werden sollen.

Mit ihrer mehrteiligen Skulptur „Conveyor Belt“ thematisiert Anna Borgman das manische Streben der Gesellschaft nach neuen Produkten, die quer über die ganze Welt verschickt werden. Was auf den von der Künstlerin entworfenen und gebauten Fließbändern transportiert werden soll, bleibt offen. Die Bänder bleiben leer und führen hin auf einen Bildschirm auf dem eine Animation mit fliessendem Wasser zu sehen ist. 

„The Process of Becoming – zeitliche Dimensionen der Skulptur“ in der Galerie im Körnerpark, Schierker Straße 8, 12051 Berlin

Kuratiert von: Anna Borgman und Morten Stræde

Laufzeit: 24. August bis 6. November 2019

Künstler*innen der Ausstellung: Martin Erik Andersen, Katja Bjørn, Anna Borgman, Heine Kjargaard Klausen, Thomas Feuerstein, Morten Stræde, Andrea Winkler, Gloria Zein

Öffnungszeiten: Täglich von 10-20 Uhr

Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Ausstellungsfonds Kommunale Galerien und mit freundlicher Unterstützung von 15. Juni Fonden, Becket Fonden, Statens Kunstfond.

Von 5. März bis 1. Juni 2020 ist die Ausstellung in der Viborg Kunsthal (Dänemark) zu sehen.