Kunst und Corona…Wie Künstler*innen auf die Krise blicken: Natascha Küderli

Portrait Natascha Küderli, Foto: Matthias FuchsPortrait Natascha Küderli, Foto: Matthias Fuchs

Verschoben, unterbrochen oder sogar komplett abgesagt: Die Corona-Krise hat die Ausstellungsplanungen von Künstler*innen vorübergehend in den Stillstand versetzt. Nun läuft langsam wieder alles an, doch so wie viele andere Lebensbereiche, ist auch der Kulturbetrieb noch weit vom Normalzustand entfernt. Das bringt für Kunstschaffende Herausforderungen in vielerlei Hinsicht mit sich. Wie also gehen Künstler*innen mit dieser Situation um? Die Künstlerin Natascha Küderli hat uns dazu ihre persönlichen Antworten geliefert.

In ihren Film- und Fotocollagen setzt sich die in München lebende Künstlerin Natascha Küderli mit dem Wesen von Städten, ihrer Architektur und ihren Bewohnern auseinander. Ihr fünffach preisgekrönter Film „Berlin – Layers of Movement“ spürt den pulsierenden Verkehrsadern Berlins nach. Als im März dieses Jahres der Kunstbetrieb in den Dornröschenschlaf versetzt wurde, liefen gerade die Planung für ihr neues Projekt.

In welcher Situation hat Sie die Krise erreicht?

Natascha Küderli: Ich war unter sehr viel Druck, was die Terminplanung für meine anstehende Ausstellung in Berlin und ein neues Kunstprojekt: „München – Seele einer Stadt“ angeht. Somit war für mich die Krise ein Segen.

Welche Ihrer anstehenden Ausstellungen wurde verschoben oder abgesagt?

Natascha Küderli: Es wurde bisher nichts abgesagt, aber die geplante Ausstellungseröffnung vom 25. April 2020 der Sonderausstellung „Chaos & Aufbruch –Berlin 1920|2020“ im Stadtmuseum Berlin, Märkisches Museum, wurde verschoben. Es steht im Herbst eine weitere Ausstellung in München an, aber auch dort weiß ich nicht, wann die Eröffnung sein wird.

Woran arbeiten Sie gerade?

Natascha Küderli: An meinem neuen filmischen Kunstprojekt: „München – Seele einer Stadt“. Dazu interviewe ich Münchner aus allen Gesellschaftsbereichen und bitte sie, mir „ihr“ München zu beschreiben. Ich frage: Was will, denkt und empfindet München. Das hat sowohl mit den Hoffnungen und Sehnsüchten der Stadt zu tun, als auch ihrem Schmerz. 

Können Sie der Corona-Krise auch positive Seiten abgewinnen?

Natascha Küderli: Für mich war bisher alles positiv. Ich hatte endlich wieder Zeit. Zeit, zum Spazieren gehen, die Natur genießen, Zeit für meinen Mann, zum Lesen und Beten. Ich habe diese Ruhe so genossen. Und so wenige Menschen um einen zu haben war auch mal gut. Mir wurde bewusst, wie unruhig es oft um mich ist. So viel Lärm, so viele To-Do’s, so viel „müssen und sollen“. Das habe ich ausgetauscht in “können, dürfen, wollen“. Ich konnte die letzten Wochen ausruhen und beginne die Dinge neu zu sortieren. Ich kann nun mit gutem Gewissen verschieben und durchatmen. Auch wieder Freude an der Arbeit finden, die mir durch den Druck abhanden gekommen ist. Ich habe auch aufgeräumt physisch und seelisch. Ich konnte einige Dinge, die tief vergraben waren und durch die Situation nach oben kamen anschauen und los werden. Ich bin von einigen Sachen befreit und geheilt. 

Artist Statement von Natascha Küderli

Website von Natascha Küderli

Natascha Küderli: Blauer Asphalt, Fotocollage, 2013
Natascha Küderli: Fahrrad Splitlevel, Fotocollage, 2013
Natascha Küderli: Gelb fährt um die Kurve, Fotocollage, 2012
Natascha Küderli: Kreuzungspunkt, Fotocollage, 2010
Natascha Küderli, Schönheit, Fotocollage, 2014